Mittwoch, 20. Februar 2013

Mittwochs-Rezi: Skippy stirbt von Paul Murray

5 von 5 Eselsohren

Willkommen auf dem irisch-katholischen Jungen-Internat Seabrook. Willkommen mitten in der Pubertät. Willkommen in einer sprachlich auf den Punkt gebrachten Erzählung von Paul Murray. Das Personal ist durchwachsen. Alte Pater, blutjunge Lehrer, verkorkste Schulchaoten, zusammengewürfelte Sonderling-Cliquen und natürlich Mädchen.

Sie alle versuchen, das Schuljahr gut zu überstehen - entgegen aller Wahrscheinlichkeiten. Denn die Pubertät ändert den chemischen Cocktail in der Versuchsanordnung "Schule" und dann reicht schon das Zerspringen eines einzigen Reagenzglases, um das Experiment nach allen Regeln der Kunst hochgehen zu lassen.

Drei Taschenbücher im Schuber

Dabei wird Murray nicht surreal oder karrikierend. Er erschafft keine Realität, sondern komponiert, was jeder beobachten kann, zu realistischer Erzählkunst.

Ist "Skippy stirbt" ein Jugendbuch? Ja, schon. Es nimmt seine Figuren und seine Leser ernst. Verkitscht nicht, belehrt nicht, verkauft niemanden für dumm, ist trittfest im Vokabular. Aber die Leistung des Autors, Perspektiven, Sprache und Denkwelten der Beteiligten auf den Punkt genau einzufangen, kann man wohl erst jenseits der Pubertät würdigen.


Samstag, 16. Februar 2013

Gestatten, Mitbewohner: Die alte Schreibmaschine

In meinem Refugium wohnt seit etwa einem Monat eine schwarzglänzende "Rheinmetall". Eine alte Kofferschreibmaschine, wie es sie zu Hauf  auf den Speichern dieser Republik gibt und wie sie hin und wieder bei ebay für kleines Geld "an Liebhaber" oder "als Ersatzteillieferant für Sammler" angeboten wird.


Als sie bei mir einzog, knabberte der Rost an den Schrauben, die Mechanik war verkantet, einige Tasten funktionieren gar nicht mehr, innen und außen war sie von einem hartnäckigen Film aus Staub und Dreck überzogen. Viel gebraucht, weit gereist und irgendwann aussortiert.

Ihre letzte Station vor meinem Bücherregal war ein staubiger Flecken ganz hinten links im Keller meiner Eltern. Zu kaputt, um schön zu sein, zu vertraut, um Müll zu sein. Ich hab sie geputzt und mit etwas Liebe und Zeit wieder zum Leben erweckt. Was ich dafür bekommen hab? Eine Geschichte natürlich.