Kennen Sie den Darkside Park? Bereits nach dem Genuss der ersten Folgen dieser Hörbuchserie jagte mir diese Frage eine Gänsehaut über den Rücken - und das blieb auch alle 18 Folgen lang so.
Die erste Staffel (CD 1-6)Wir werden einfach hineingeworfen in die Welt von Darkside Park. Aus sehr subjektiven Blickwinkeln lernen wir die Stadt kennen. Diese Scheuklappen und Tunnelperspektiven schreien geradezu danach, dass sich das Grauen von hinten heranschleicht ohne gesehen zu werden. Wir sind als Hörer gefesselt. Der Kopf steckt im Schraubstock. Wir erfahren ausschließlich, was der Regisseur uns wissen lassen will. Die schaurigen Monologe fesseln vom ersten Moment an. Darkside Park war für mich wie ein grausiger Unfall: Ich wusste, dass mich die Bilder verfolgen werden und konnte mich doch nicht abwenden. Die Sprecher machen ihren Job phantastisch - wie im persönlichen Logbuch berichtend ziehen sie den Hörer in ihre Welt. Jeder erzählt nur seinen Part - Und Irgend Was Fehlt!
Professionell inszeniert, hochkarätig besetzt, subtil komponiert - die erste Staffel zieht an. Ist die Falle erstmal zugeschnappt, BRAUCHT man die Folgestaffeln.
Die zweite Staffel (CD 7-12)Nachdem die erste Staffel ihren Reiz zuforderst aus Ahnung namenloser Schrecken und der Verwirrung und Orientierungslosigkeit der Hörer zog, spielt die zweite Staffel mit dem Bedürfnis des geschulten Krimi- und Gruselfans, mitraten zu wollen.
Figuren tauchen wieder auf, Verbindungen werden sichtbar, zeitliche Zusammenhänge beginnen sich herauszubilden. Und doch schafft Ivar Leon Menger es, die Frage "Was zum Teufel geht hier eigentlich vor?!" weitere sechs Folgen im Raum stehen zu lassen, ohne dass sich das Publikum gegen ihn auflehnen kann oder will. Immer noch ist das Genre, in dem "Darkside Park" sich bewegt, absolut nicht klar. Verschwörungstheorie, SiFi, Fantasy, Gesellschaftskritik, Spukgeschichte, Psychothriller? Sollen wir die Schrecken, die uns in Porterville entgegenspringen nun in unsere Welt übertragen oder uns auf einen kongenialen Phantasten einlassen? Das verunsichert und macht es unmöglich, sich heimelig-nostalgisch in einer Grusel-Hörspiel-Welt einzurichten. Wir werden weiter auf Spannung gehalten. Da gehört Können zu.
Die dritte Staffel (CD 13-17)Im Vergleich zu den ersten beiden Staffeln gibt es für die 18. "Folge" einen Minuspunkt. Die macht einiges kaputt, was ich von so einer Mysterie-Horror-Fantasy-Dings-Serie erwarte und deswegen gehört sie für mich nicht offiziell zur Hörspielserie.
Zuerst läuft alles gut: nach 12 Folgen voller Fragen ist langsam Zeit für logische Antworten und die werden jetzt mit viel Action Häppchenweise präsentiert - das strapaziert hin und wieder die Geduld und die stetig aufgebaute Personaldecke ist inzwischen arg dick, forderte mich beim Zuhören ein wenig über die Gebühr. Doch am Ende wird alles erklärt, gelöst, zu einem Ende geführt. Alles in allem ein befriedigender Abschluss, der keine Fragen offen lässt und seinen Charme aus geschickten Perspektiv-Verschiebungen, ordentlich Action und Showdownfeeling sowie einer überzeugenden Fadenzusammenführung zieht. Aber dann...
Die Auflösung (CD 18)...kommt die letze "Folge". Hier werden alle Zusammenhänge für Blöde dargelegt, alle erst so geschickt verteilten Storylines einzeln als Hörcollagen zusammengepappt. Schade, denn diese Dinge selbst zu finden, ist zum einen dank der cleveren Skripte gaaar nicht so schwer (hat da jemand seine Hörer unterschätzt?) und zum anderen macht doch gerade das Finden dieser Teile der Auflösung im Gesamtwerk auch den Reiz solcher Geschichten aus!
Liebe begeisterte Hörer, spart euch die Zusammenfassung. Die schmälert den Spaß erheblich!
Liebe Ungeduldshansel, die ihr nur wissen wollt, was die Lösung ist: Nehmt euch einfach Folge 18 und schenkt euch den Rest.
Aber es wäre wirklich wirklich wirklich schade um den Hörspaß, denn Darkside Park ist absolut gelungen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen