Mittwoch, 25. Januar 2012

Mittwochs-Rezi: Die drei Fragezeichen 151 - Schwarze Sonne

3 von 5 Eselsohren
Es geht um mysteriöse Gemälde und um die Diskriminierung Schwarzer. Es geht darum, die Unschuld eines Inhaftierten zu beweisen, um Brandstiftung, Diebstahl sowie ein dunkles Familiengeheimnis - soweit so zusammengewürfelt. Marco Sonnleitner packt in dieser Folge viele altbewährte Erfolgsrezepte der Drei ??? in einen Topf und rührt kräftig um. Viel bringt viel.


Die Hörspielumsetzung stößt ins selbe Horn. Bob bekommt eins auf den Schädel, Peter fällt auf billige Tricks rein, Just zieht Schlüsse, bevor der Hörer wirklich eine Chance hatte, dies ebenfalls zu tun. Moralkeule, Verfolgungsjagd, Gruselhaus...Heraus kommt eine Folge, die mich merkwürdig irritiert und ratlos zurückgelassen hat. Für mich liegt sie in der Atmo zwischen "Auf tödlichem Kurs", "Die Fußball-Falle" und "Der geheime Schlüssel" mit Erinnerungen an "Dreckiger Deal" wegen der Moralkeule. Keine Folge, die in Dauerschleife laufen wird aber auch keine reine Ausstellungsfolge im Sammlerregal. 

Zum Erzählstil:
Die Schnitte sind ziemlich flott und an Beschreibungen wird diesmal auffällig gespart. Statt enervierender Erklärungen, die in früheren Folgen laut "Hier ist die Lösung!" riefen, muss sich der Hörer vieles aus dem Zusammenhang erschließen. Das wirkt an manchen Stellen erfrischend - etwa wenn das Recherche-Alibi á la "Wir schreiben einen Schulaufsatz" ohne explizite Absprache einfach angewendet wird. An anderer Stelle fühlte ich mich als Hörer allein gelassen - wenn zum Beispiel "etwas" bereits eine ganze Weile nervig in die Dialoge quietscht, bevor das in der Szene anwesende Gummispielzeug das erste Mal erwähnt wird. Gut gefallen hat mir diesmal die Zusammenarbeit mit der Polizei. Cotta wird früh und oft hinzugezogen und arbeitet sogar vertrauensvoll mit den Detektiven Hand in Hand. Er und die Jungs scheinen endlich ihre Differenzen beigelegt zu haben... was nach 151 Fällen durchaus überfällig ist, einen kleinen Kultfaktor jedoch den Logiktod sterben lässt.

Zur Inszenierung:
Die Dialogschreiber werfen den Fans mehrere "Kultzitatbrocken" hin - aber an einigen Stellen hatte ich vor lauter Allgemeinplätzen das ungute Gefühl, altes Tonmaterial am Stück zu hören. Zudem wirken zwei/drei Szenen regelrecht lieblos gebaut. Da röhrt ein halbes Löwenrudel wenn ein paar Straßenkatzen im Spiel sind. Oder es klingelt das Telefon und der Anrufer serviert Just völlig grund- und zusammenhanglos einen fehlenden Link um sogleich wieder aufzulegen. Und nach einer halsbrecherischen Schussfahrt beginnt ein Taxifahrer das Gespräch mit einem lässigen "Alles in Ordnung bei euch?".

Zur Vertonung:
Gut gefallen hat mir Jürgen Thormann als gurgelnder Greis in der Kneipe, der - stimmlich zwischen Satan und Grummel Griesgram gelagert - dem zweiten Detektiv ordentlich Angst einjagt. Leider ohne eine Bedeutung über den Hinweisgeber hinaus zu entwickeln und von der Stimmung eher fehl am Platz. Alles in allem ein unstimmiges Gesamtbild. Das gilt auch für die Musik, die zeitweise eine Atmo heraufbeschwört, deren Gruselfaktor eher "Poltergeist" oder "Gold der Wikinger" gut zu Gesicht stünde - bei einer Kunst-und-Krempel-Folge jedoch traurig ihr Potenzial verschenkt.
Und dann wäre da noch ein altbekanntes Problem: Das unausgewogene Verhältnis zwischen Kulisse und Dialog. Bob nuschelt, das Auto kracht ohrenbetäubend... Ich hatte den Finger ständig am Lautstärkeregler. 

Fazit
Der Fan in mir grinst debil und wird sie sicher nochmal hören - in Dauerschleife jedoch nicht. Der Hasenfuß in mir schaudert wegen Thormann und der Musik und beschließt, dass es eine "Autofahrt- und Tagsüberfolge" ist. Was Kultzitate, Stimmungen, Fallkomponenten und Mitwirkende betrifft, wäre hier weniger mehr gewesen.  Es greift eine alte Kinderweisheit: Nur weil Fleischwurst, Nutella und Lakritze superlecker schmecken, gilt das nicht für ein Brot mit allem gleichzeitig - interessant und im Gedächtnis bleibt der Geschmack (respektive "diese Folge") aber auf alle Fälle.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen