Mittwoch, 20. März 2013

Mittwochs-Rezi: Das Einsteinprojekt von José Carlos Somoza

5 von 5 Eselsohren

Während sich in Mailand ein schüchterner Professor Gedanken um seine schöne aber geheimnisvolle Kollegin macht, geschehen grausame Morde an Wissenschaftlern. Übel zugerichtet sind die Leichen. Und dann ist da noch ein Code-Wort: Zickzack.



Es geht um eine Fortführung der String-Theorie und um ein Forschungsprojekt auf einem Tropen-Atoll. Die toten Wissenschaftler gehörten diesem Kader an und der Rest des Teams rottet sich zusammen. Das Ziel: Überleben. Aber um sich zu retten, müssen sie sich den schrecklichen Ereignissen der Vergangenheit stellen.

Unglaublich, dass ein Thriller, der das Verständnis von theoretischer Physik braucht und dieses auch weitergibt, eine so emotional werden kann. Ein wirklich spannendes und beeindruckendes Buch. Nicht ganz so realbedrohlich wie Schätzings Schwarm, aber besser grundiert als Eschbachs Jesus-Video oder Crichtons Jurassic Park.



Somoza macht seinen Autorenjob hervorragend. Die Figuren sind greifbar und glaubwürdig. Er lässt den Leser tief in die Psyche der Protagonisten eintauchen und versteht es gleichzeitig ihre blinden Flecken für eine nervenaufreibende Spannungskurve zu nutzen.

Das notwendige Physik-Wissen liefert er in gut verdaulichen Häppchen. Niemand muss Hawking und Co. vorher durchdringend verstanden haben, um dem Roman zu folgen. Aber nach der Lektüre wird das abstrakte Thema etwas greifbarer. Das unbestimmte Gefühl, etwas Wichtiges noch nicht begriffen zu haben, trägt jedoch effektiv zur Spannung bei.

Nicht zuletzt triggert der Autor geschickt die Urängste beim Leser. Gedächtnislücken, Dunkelheit, scheinbar übernatürliche Macht der Bedrohung... Ich habe das Buch lieber in einem Rutsch bei voller Wohungsbeleuchtung durchgelesen, als dass ich mit den sich andeutenden Drohungen im Kopf in einen alptraumgeschüttelten Schlaf gefallen wäre.

Die Auflösung schließlich ist clever, befriedigend und unkitschig zugleich. Hin und wieder fühlte ich mich an die Serie "Lost" erinnert.

Der Stil und das Tempo des Buches machten es mir unmöglich, mich der Geschichte zu entziehen. Es ist toll komponiert und intelligent geschrieben. Eine echte Entdeckung bei den Wissenschafts-Thrillern.

Großartig.

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