Mittwoch, 25. Juli 2012

Mittwochs-Rezi: Der letzte seiner Art von Andreas Eschbach


5 von 5 Eselsohren

Die Bücher von Andreas Eschbach hatten es nicht leicht mit mir - oder besser ich nicht mit ihnen. Fest verknüpft mit dem TV-"Blockbuster" zum Jesusvideo war er für mich zu einem "Dan Brown für arme" geworden. Und das ohne dass ich je ein Buch von ihm gelesen hatte. Willkommen Vorurteil. "Der letzte seiner Art" las ich folgerichtig auch nur, weil es das letzte ungelesene Buch im Feriendomizil war. Zum Glück.



Denn Eschbach steht für großartige deutsche SiFi-Action-Romane und beeindruckt mich seither immer wieder mit seiner Mischung aus Wumms und Wissenschaft, mit seinem Blick auf Zwischenmenschliches und Gesellschaftliches. In "Der letzte seiner Art" hinterfragt er die Coolness des Sechsmilionendollarmanns und kreiert aus seinen Schlussfolgerungen einen spannenden und cleveren Plot.





Der Veteran Duane lebt zurückgezogen in einem irischen Fischerdorf und kämpft mit den Spätfolgen seiner Arbeit für das Militär, versteckt sich vor seinen Kollegen und Arbeitgebern und will doch eigentlich nur Frieden finden. Klingt simpel, ist es aber nicht. Denn Duane hat an keinem 0/8/15-Sondereinsatz teilgenommen, er war das Projekt. Als praktisch unbesiegbarer Krieger, geschaffen durch Bionik, Medizin und Technik sollte er sein Land zum Sieg führen - aber Regierungen wechseln, Projekte laufen aus dem Budget, Forschungsschwerpunkte verlagern sich und schon sind die Cyborg out.

Maschinen kann man stilllegen, Testgelände aufgeben - doch was ist mit Menschen? Außer Dienst gestellt, kämpft Duane gegen die versagende Technik und für ein selbstbestimmtes Leben. Außerhalb seines Hauses: die Idylle. Irisches Dorfleben an der Küste, eine Frau, die sein Herz zum Stolpern bringt, Klatsch und Tratsch im Pub... Innerhalb seines Hauses die Hölle: versagende Nuklearbatterien, korrodierende Bauteile, aufgebendes Bindegewebe, fehlende Organe...

Alles könnte so einfach sein, er müsste ja nur zurück zu seinen "Schöpfern", zurück ins Wartungszentrum, zu seinen "Kollegen", in seinen lebenslangen Käfig. Aber was, wenn er so nicht leben will? Doch dann tauchen Amerikaner im Dorf auf und bringen sein Refugium im Ganzen in Gefahr.

So originell das Setting, so sehr hätte die Erzählung daneben gehen können. Aber Eschbach überrascht mit vielen cleveren Details zwischen Medizin, Militär, Psychologie und irischem Dorfleben, die den Stoff mitreißend und plausibel machen. Er geht unter die Haut. Mit einem Ende, das mich tief erschüttert hat.

Fazit:
Eschbach pur. Hintergründige SiFi-Action auf der grünen Insel mit Herz und Hand und Fuß ;)

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