Mittwoch, 17. April 2013

Mittwochs-Rezi: Das Marsprojekt von Andreas Eschbach

3 von 5 Eselsohren

Dass Andreas Eschbach Weltraum-Zukunftsromane kann, hat er mit "Quest" hinreichend bewiesen. Deswegen habe ich auch begeistert zugegriffen, als ich zwei Hörbücher der Reihe "Marsprojekt" auf dem Ramschtisch sah. Als dann noch Marie Bierstedt als Sprecherin auf  CD-Rücken genannt wurde, war ich schon an der Kasse.


Die beiden Folgen "Das ferne Leuchten" und "Die blauen Türme" sind die ersten Teile einer fünfteiligen Erzählung. Genau da liegt der Haken der Hörbuch-Reihe: die Umsetzung wurde nach Teil 2 eingestellt. So muss ich die Teile 3-5 wohl in Buchform konsumieren. Schade.

Mir gefallen an Eschbachs SiFi-Geschichten die vielen realistischen und scheinbar banalen Details. Er hat seine Welt total durchdrungen und vermittelt sehr überzeugend: warum was geblieben ist und wie die Neuerungen der Zukunftsvision entstanden. So ist auch das Flair vom "Marsprojekt" alles andere als kühl und abgespaced, nämlich total lebendig und voller glaubhafter Charaktere.




Setting
Die Geschichte spielt auf dem Mars. Wir schreiben das Jahr 2086 und der rote Planet ist seit rund 30 Jahren kolonisiert. Die jetzigen Kolonisten sind immer noch hauptsächlich ambitionierte Forscher von der Erde, doch es gibt auch vier auf dem Mars geborene Kinder unter den Bewohnern. Diese ersten echten Marsianer sind inzwischen um die 10 Jahre alt und der Hörer lernt das Leben auf dem fremden Planeten durch ihre Augen kennen.

Lesespaß
Während die Erwachsenen den Mars als fremdes, feindliches Gelände und als zukunftsweisenden Arbeitsplatz kennengelernt haben, ist er für die Kinder ihre Heimat. Der Alltag mit Druckanzügen, Oberflächenspaziergängen, Luftschleusen, Computer-Unterricht und so weiter ist für sie selbstverständlich. Das macht beim Lesen richtig Spaß.

Ein liebenswertes Detail ist die künstliche Intelligenz AI-20. Diese hat wegen der Update-Nachlässigkeit der Stationsführer ein gewisses Eigenleben entwickelt, vor allem eine starke Freundschaft zu den Marskindern.

Zur Inszenierung
Marie Bierstedt macht ihren Job super. Ich hatte erst etwas Sorge, dass sie zu romantisch geprägt ist, denn ich kenne sie eher aus den Gruselkabinett- und den Anne-of-Green-Gables-Produktionen. Aber sie gibt auch eine großartige AI-20 und alle anderen Charaktere (vom Stadthalter über den Stationsarzt bis hin zum russischen Wartungsmitarbeiter) füllt sie ebenfalls wunderbar mit Leben. Die Sound- und Musikeffekte schaffen genau die richtige Atmosphäre. Aber: auch wenn die Handlung prinzipiell spannend ist, die Erzählweise hat gewisse Längen. Eine dramaturgische Überarbeitung für ein Hörspiel hätte dem "Marsprojekt" gut getan und hätte ein zielgruppengerechteres Produkt abgegeben.

Die lebendig angelegten Figuren jedenfalls bieten eine hervorragende Grundlage und wenn ich mir was wünschen dürfte, dann, dass Folgenreich diese 5 Bücher in eine Serie von 10 Hörspielfolgen umsetzt.

Fazit
"Das Marsprojekt" ist ein schöner Zeitvertreib für alle, die eine Fünf-Freunde-Version von Star Treck oder Fire Fly interessant finden. Wer die Geschichte bis zum Ende kennen möchte, muss nach Folge 2 leider auf die Buchversion umsteigen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen