Samstag, 28. April 2012

Ein geschichtsträchtiges Gewächs: Der Stammbaum

Passend zur letzten Mittwochs-Rezi gibt's heut was über Ahnenforschung. Rassehunde und Rennpferde brauchen ihn, liquide Käufer verlangen ihn, Züchter leben von ihm. Der Stammbaum als Wertsteigerung ist bei Tieren gang und gäbe. Bei Menschen hat sein Nachweis einen faden Beigeschmack von Standes- und Statusdenken. Wenn nicht mehr. Dabei steckt statt Krone und Ehre vor allem eine schier überquellende Menge an Geschichten im Stammbaum des Durchschnittsbürgers. Und die Zeit, sie zu heben, läuft ab.

Meine Ururgroßeltern mit ihren Kindern.
Das Mädchen hinten links ist die Mutter der Mutter meiner Mutter.

Bei einem Ausflug in die Skandinavistik habe ich gelernt, dass die ersten Siedler Islands weder Adel noch Erbe brauchten, um eigenes Land zubekommen. Jedem Pionier wurde es gleichermaßen zugesprochen. Danach mussten sie nur belegen, dass es wirklich ihrer und keiner anderen Familie übereignet wurde. Man legte fest, dass der Besitz mindestens sieben Generationen zurück beweisbar gehalten werden musste. Leider finde ich nirgends im WWW einen verlässlichen Beleg dafür. Aber ich weiß noch, wie erschüttert ich war, als ich feststellte, dass ich maximal zwei Generationen vor mir mit Namen und so grade eben mit Wohnort nennen konnte. Sieben Generationen? Welche Zeiträume da umspannt werden!  - Diese Erkenntnis säte einen Gedanken in mir...


Um die Wurzel zu wissen
Erfahrungsgemäß  widmet man sich der Ahnenforschung eher in seinem letzten Lebensdrittel - was für eine Ironie! Denn zu dem Zeitpunkt wird aus diesem Unternehmen eine sehr dokumenten- und textlastige, mühsame Arbeit, stehen doch die eigenen Vorfahren mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr als Interviewpartner zur Verfügung. Mir ging das 2006 auf, als mit meiner Großmutter väterlicherseits eine sichere Quelle des eigenen Generationenwissens starb.

Wohl dem Geschichtengräber, der noch Verwandte
dicht an den Wurzeln seiner Familie hat.

Geschichten schürfen
Jedem Geschichtensammler empfehle ich, sich auf eine Stammbaum-Exkursion mit seinen Eltern und/oder Großeltern zu begeben. Omas werden wieder Teenager, wenn sie von ihrem Sommerurlaub mit der Cousine berichten und Väter wieder Lausejungen, wenn es um die Hochzeit der Tante geht. Auch die Kriegs-Zeiten werden viel leichter zugänglich, denn die schmerzhaften Ereignisse sind plötzlich nur noch ein Teil einer spannenden Lebensgeschichte.

Krieg und Flucht zum Trotz fand mein Opa seine Familie wieder.
  Dieses Foto entstand beim Wiedersehen. Mein Vater ist der Junge mit der Brille.

Gewusst wie
Da steht man nun mit den vielen Lebensgeschichten - aber habt ihr schonmal versucht, euren Stammbaum aufzuzeichnen? Von Hand fand ich es zum Verrücktwerden. Das ständige Verzweigen,Verquicken und Trennen hält kein A4-Zettel aus. Und irgendwann herrscht Chaos auf dem Blatt. Zu meiner großen Freude habe ich MyHeritage  entdeckt. Ein digitales Stammbaum-Tool, das noch viele andere Gimmicks zur Genealogie bietet. Hier sammel ich nun phasenweise das Wissen der Familienälteren - in der Hoffnung, meiner eigenen Geschichte auf der Spur zu bleiben.

MyHeritage - ein bedienfreundliches Stammbaumtool.

Hallali!
Und jetzt los! Taucht in eure Geschichte ein, entdeckt die Jungmädchenträume der Mutter, die Sorgen der frisch verheirateten Oma, die wilden Jahre des Urgroßvaters und die Erinnerungen an die Großeltern eurer Großeltern - so lange es noch geht. Ehrlich.

Wer weiß schon genau, wie sich sein
Stammbaum in der Vergangenheit verzweigt?

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